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Dipl.-Ing. Architektin, Master Eng. Building Restoration
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MAI Alumni-Essen Exkursion 2014
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Exkursion Essen vom 27.-29.Juni 2014

19 Uhr, pünktlich zum Abendessen auf der "Rü" - die Ausgehmeile in Essen-Rüttenscheid. Ohne große Verirrungen Einzelner fand sich die Gruppe im rheinisch-westfälischen Steinkohlerevier zusammen. Das Wiedersehen wurde ausgiebig gefeiert und das Lachen, je später der Abend, immer lauter. Nach so viel Ausgelassenheit wechselten wir in eine benachbarte Bar auf ein letztes Getränk und besprachen den morgigen Start in den bevorstehenden Exkursionstag.

Selbstverständlich stand die Zeche Zollverein auf der Tagesordnung unsere Fachexkursion. Unser Guide begann seine Erläuterungen am Werkstor, das zu seiner Zeit repräsentativen Zwecken vorbehalten war. Geschickt inszenierten die Baumeister Fritz Schupp & Martin Kremmer 1932 ganz bewusst die Industrie- und Verwaltungsbauten in einen abgeschotteten, von Kohle verschmutzten Arbeiterbereich und einen reinen, sauberen Besucherbereich. Das Herzstück der Anlage ist der leistungsstarke doppelte Förderturm von Schacht XII.
Der an einen Ehrenhof erinnernde Vorplatz hinter dem Pförtnerhäuschen steigert die Monumentalität noch, wenn der Blick zum Kesselhaus sichtbar wird. Der Außenraum zwischen den ehemaligen Werkstätten wird zum kathedralartigen Innenraum. Die bewusste Verkürzung der Stablaternen übersteigert die Dimensionen. Leider musste der schiefe Schornstein 1981 niedergelegt werden.
Alle Gebäude haben das gleiche Konstruktionsprinzip, das von Ingenieuren und Architekten konsequent durchgehalten wurde. Die dünne vorgehängte Mauerwerksfassade im Stahlrahmen erwies sich als flexibel. Änderungen und Anbauten konnten ästhetisch gut eingefügt werden.
Die Zeche ist ein imposanter Ausdruck der damaligen Förder- und Bergbautechnik. 12.000 Tonnen Kohle, das 4-fache der üblichen Tagesleistung konnte hier gefördert und zu Koks veredelt werden. Die Architektur über Tage bildet das Selbstverständnis und die Leistungsfähigkeit des Zollvereins vortrefflich ab. Historisch betrachtet war Holzkohle der ältere Brennstoff. Als das Ruhrgebiet in der Mitte des 19. Jh. fast völlig abgeholzt war, ersetzte Koks die Holzkohle und die Stahl-und Bergbauindustrie entwickelte sich rasant. Ab 1960 begann das große Zechensterben. Erdöl war billig auf dem Weltmarkt zu erhalten.
Hatte man sich in der ersten Ära die Mühe gemacht den Bergeschutt unter Tage zu verfüllen, so wurde er in unserer Zeit nur noch aufgeschüttet. Vom Dach der Kokerei hatten wir einen guten Eindruck über die Vielzahl der Bergehalden, die mancherorts zur Erholung und Freizeit umgenutzt wurden. Die auf das Nötigste reduzierte Umgestaltung nach der Stilllegung des Zechenbetriebes 1986, erfolgte sehr behutsam durch die Architekten Böll & Krabel. Glücklicherweise wurde der Wert der Industrieanlage erkannt und 2001 als Weltkulturerbe geschützt.

Im Biergarten des Casinos verbrachten wir es unsere Mittagspause in geselliger Runde, vorzugsweise bei Currywurst und "Pommes Schranke" bevor wir zur Bibliothek Folkwang nach dem schmucken Stadtteil Werden aufbrachen. Der Neubau aus 2012 von Max Dudler vervollständigt die barocke Anlage der Abtei St. Ludgerus, die auch von der Musikhochschule der Folkwang-Universität der Künste genutzt wird.
Die Bibliothek sollte wie eine kostbare Alabasterschatulle aussehen. Ursprünglich wollte Dudler die Fassade aus hauchdünn geschnittenem Naturstein konstruieren, was aus Kostengründen dann doch nur transparente Folienbilder von Stein hinter Glas wurde. Das Innere ist von der Außenwelt abgegrenzt und richtet sich ganz auf den Lesesaal aus. Hochwertige Materialien und Möbel erzeugen eine alt-ehrwürdige Atmosphäre - im Neubau! Konzentriertes Arbeiten wird hier scheinbar spielend möglich.

Als Perle der 50er Jahre entpuppte sich die Pfarrkirche St. Andreas, gebaut von Rudolf Schwarz. Andächtig schlichen wir durch den großzügigen Innenraum und inspizierten so manche Fassadendetails.
Nach einer sehr spontanen Stippvisite in der alten Lohnhalle der stillgelegten Zeche Bonifacius in Essen Kray war es nun Zeit den Tag ausklingen zu lassen. Wieder zurück in Werder, beim freundlichen Italiener ließ es sich angenehm speisen. Hier verfolgten wir am vorbestellten Fernsehgerät mit dem Wirt das historische Achtelfinale der WM, den Elfmeterkrimi Brasilien vs. Chile.

Der verregnete Sonntagvormittag trieb uns ins Museum Folkwang. Dort weichten die Mokassins nicht weiter auf und Kunst gab's obendrein. Moderne Malerei und Skulpturen wurden fachmännisch beäugt, kommentiert und zuweilen belacht. Außerdem war das Gebäude an sich, Altbau und der Neubau von Chipperfield schon ein Besuch wert. Den Schlusspunkt setzte der überaus lohnenswerte Besuch der Margarethenhöhe. Diese Siedlung wurde ab 1909 aus dem Stiftungsvermögen der Familie Krupp errichtet und war für Angestellte, Beamte und Arbeiter gleichermaßen vorgesehen. Inspiriert durch die englische Gartenstadtbewegung schuf Georg Metzendorf ein weit beachtetes Ensemble, das wir heute noch als Meilenstein der Architekturgeschichte bewundern dürfen.
Adieu Kohlenpott, schön war's.

Stand 15.Juli 2014

Zeche Zollverein Schacht 12 St.Andreas von Rudolf Steiner Gartenstadt Margarethenhöhe