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MAI Alumni-Bamberg Exkursion 2018
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Exkursion Bamberg vom 14.-16.September 2018

Wir beginnen am Standort für Postkartenmotive. Jeder Tourist freut sich an dem auf der Regnitzinsel spektakulär gelegenem Alten Renaissancerathaus und dem Rittmeisterhäuschen. Unser Stadtführer erläutert uns wie es Bamberg geschafft hat flächendeckend seine alten Häuser instand zu setzen und mit einer breit angelegten finanziellen Zuwendung und fachlichen Begleitung auch Bauherren erreicht hat, die sich sonst nicht für eine Sanierung entschieden hätten. Das Sanierungskonzept für die Kernstadt um das Alte Rathaus, das bis 2009 bestand, förderte ca. 3.000 Einzelobjekte. Es war so einzigartig und erfolgreich, dass es bundesweit Beachtung fand und sich bei Stadtplaner u. Denkmalpfleger der Begriff Sanierung nach dem "Bamberger Modell" etablierte. Heute ist die Förderung allerdings in eine Stiftung überführt, die nur noch ausgewählte besondere Einzelobjekte unterstützt.
Gleich neben der Altstadt liegt ein völlig anders strukturiertes Viertel, das die Versorgung der Menschen einst sicherstelle. Die so genannte Garten- und Häckerstadt produzierte Obst und Gemüse in bester Qualität im Überfluss, so dass auch Handel möglich war und Wohlstand brachte. Die einzigartigen Gärtnerhäuser mit der schmalen Hofdurchfahrt und den flächenmäßig beeindruckend großen Gärten in der Mittelstraße brachten letzten Endes Bamberg den Status Weltkulturerbe ein. Eigene Züchtungen wie der Bamberger Spitzwirsing und die Kartoffelsorte Bamberger Hörnchen sind wiederentdeckt und inzwischen sehr gefragt in der lokalen Gastronomie.
Die Bergstadt ist in Stein gegossenes Zeugnis der Absicht des Fürstbischofs so eine Art zweites Rom des Nordens zu werden. Dom, Alte Hofhaltung und Residenz bilden trotz verschiedener Baustile einen harmonisch gestalteten Platz, der durch seinen Naturstein besticht. Außergewöhnlich am Dom Stankt Peter und Paul sind zwei sich gegenüberliegenden Choranlagen. Dort befindet sich das einzige Papastgrab nördlich der Alpen, das von Pabst Clemens II.

Am Nachmittag begleitete uns ProDenkmal, ein führendes Planungsbüro in der praktischen Denkmalpflege. Bereichernd war der Start in deren Büro, nämlich zu sehen wie dort gearbeitet wird. Sogar ein eigens eingerichtetes Labor zur Analyse und Diagnositik von Baumaterialien wurde uns präsentiert. Da aktuelles Projekt von ProDenkmal in der Residenz, durften wir Räume des Schlosses in Baustelle erleben. Dennoch war der Prunk noch dominant. Die bemalten Decken im Kaisersaal verherrlichen die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches. Entsprechend opulent waren sie angelegt. Feinste Marketerieböden, seiden bespannte Wände und besondere Ausstattungen waren und sind zu restaurieren. Teilweise glichen die Räume eher einer Restauratorenwerkstatt. Für uns gab es daher viel zu entdecken und zu bestaunen. Bei angenehmen Temperaturen und herrlicher Aussicht über die Altstadt gönnten wir uns eine Mittagspause am Gartenpavillion des Rosengartens. Was für ein Panorama!

Der Sonntag hielt so manche Überraschung parat. Herr Sedlmaier führte uns sehr lebendig in die mittelalterliche Ernährungsgechichte des Städtchens ein. Neben Getreide, Obst u Nüssen erfuhren wir am alten Schlachthof, dass der Bamberger Bürger sich früher deutlich mehr durch Fleisch ernährte als es uns bekannt ist. Dazu wurden Herden von bis zu 800 Rindern von Ungarn nach Bamberg getrieben und dort aufgepäppelt. Überliefert ist der Handelsplatz am Ochsenmarkt. Daher ist über dem Schlachthofportal ein ungarisches Rindviech mit langen Hörnern zu sehen. Eine Kostprobe echten Bamberger Zwetschgenbames (mit Zwetschgenholz geräucherter Schinken) erweiterte den kulinarisch regionalen Horizont. Am Grünen Markt lehrte uns die Gärtnerin "Humsera" oberfränkische Gemüsevokabeln, was uns einige Gaumenverrenkungen abverlangte und für Gelächter sorgte. Örbfldsälood (Erdäpfel- = Kartoffelsalat aus Bamberger Hörnla) wird mit Dswiefela u Mussärol angemacht. Der große Eintopf wird im Rutscher gekocht - daher "auf einen Rutsch".

Die Häcker- u. Gärtnerstadt war auch in der Aufzucht von Süßholz äußerst erfolgreich u bekannt. Der Chronist Johannes Boemus, um 1520, lässt uns heute anschaulich in dieses Zeitfenster der Bamberger Gartenwirtschaft blicken. Durch intensive Nutzung der Regnitz von Gerber, Färber und zur Abfallbeseitigung von Fisch- u Schlachtabfällen war das Wasser nicht genießbar. Daher entwickelte sich in Bamberg eine beachtliche Brauereikultur. Bis zum Einzug der Kanalisation galt Bier gesünder als Wasser. Entsprechend viel wurde verzehrt und exportiert. Die direkte Verbindung über den Main nach Frankfurt war Grundlage für einen Handelsvertrag mit Frankfurt. Doch im Sommer kam dort nicht selten nur Sauerbier an. Das Reinheitsgebot entstand in Bamberg schon 1486, vor dem Bayrischen (1516. Bedingung für die Gärung ist die Anwesenheit von Hefepilzen, mindestens die Sporen in der Luft. Daher lagen die Brauereien neben einer Bäckerei. Schon das Rumpelstilzchen wusste das: " Heute back‘ ich, morgen brau‘ ich, ..." Setzt sich die Hefe nicht ab, war buchstäblich Hopfen und Malz verloren.

Der Schlenkerla war übrigens der Bierausschenker des Wirtshauses zum blauen Löwen, der nach einem Unfall das Bein nachzog und deshalb schlenkernd duch die Gassen zog. Wir ließen uns liebend gerne von weiteren Kostproben verführen und erfuhren im Rosengarten wie man früher aus Schlehen, Brombeeren oder Pommeranzen Wein gepanscht hat. Doch zurück zum Bier: Am Pfahlplätzchen entstanden aufgrund der Lagermöglichkeiten in alten Stollen zahlreiche Ausschankgärten. Der Bamberger geht also sprachlich "auf den Keller" und nicht in den Biergarten. Zum Abschluss probierten wir aus dem Steinkrug frisches Kellerbier und Braunbier. Neben der fachlichen Bereicherung war die Entdeckung des oberfränkischen Bamberg als Genussregion eine echte Überraschung. Dieses Wochenende war einfach fantastisch!

Stand 3.Oktober 2018

Blick vom Schlossberg